Auch im hohen Alter noch agil am Netz

Sie alle sind keine gelernten Volleyballer, aber in der Freizeitgruppe des SV Fellbach haben Menschen beiderlei Geschlechts eine sportliche Heimat gefunden, die sie bemerkenswert fit hält. Der älteste Sportler ist 89 Jahre alt und immer noch engagiert dabei.

Nach dem Training mit Spiel und viel Spaß folgt bei den Freizeitsportlern noch ein geselliger Ausklang. Foto Michael Käfer

Mit Vehemenz schlägt Karl Frey den Volleyball über das Netz ins Feld des Gegners. Die Lederkugel landet weit hinten und wird von dem erwartungsvollen Sextett gut angenommen. Drei Spielzüge später ist die aufschlagende Mannschaft wieder am Zug. „Ich bin der Balljunge“, sagt der 87-Jährige lachend. Er ist dafür verantwortlich, jeden Mittwoch genügend Spielgeräte in die alte Turnhalle des Friedrich-Schiller-Gymnasiums mitzubringen. Sollte das wider Erwarten einmal misslingen, dann könnte Heinz Bort in die Bresche springen und das Training der Freizeitgruppe Volleyball Mixed IV des SV Fellbach retten. „Ich bin seit 50 Jahren dabei und habe immer einen Ball im Auto“, sagt der gertenschlanke 83-Jährige.

Obwohl der 49-jährige Isni Vojoda und der eine oder andere Mittfünfziger den Altersdurchschnitt deutlich drücken, liegt das arithmetische Mittel der Freizeitsportler bei rund 75 Jahren. Zugegeben: Sprungaufschläge und Hechtbagger sieht man von den älteren Herren der Gruppe eher selten, das sportliche Niveau bewegt sich dennoch in einer Höhe, die bei dem gerade einmal im fünften Lebensjahrzehnt befindlichen Beobachter Neid aufkommen lässt. Diesen Eindruck bestätigt die einzige Frau in der an diesem Tag dreizehnköpfigen Runde. „Ich war schon erstaunt, wie gut die sind. Es hat Jahre gebraucht, um einigermaßen reinzukommen“, sagt Heidi Zuckrigl, die mit 65 Lenzen zu den Jüngeren der Freizeitgruppe gehört. Mittwochabends absolviert sie ein doppeltes Sportprogramm, denn nach ihrer Gymnastikgruppe bleibt sie noch in der Halle, um mit den Männern zu pritschen und zu baggern.

Roland Zimmermann ist der älteste aus dem Verbund, in dem keine gelernten Volleyballer, sondern vielmehr ehemalige Faustballer, Turner oder Gewichtheber aktiv sind. Der 89-Jährige hat in seiner Jugend beim VfB Stuttgart eine etwas größere Lederkugel mit dem Fuß bewegt. Inzwischen ist Handspiel bei ihm angesagt. Die Verbindung zu seinem früheren Verein demonstriert er jedoch nach wie vor mit einem roten Trikot. Was ihn mit den meisten seiner Sportkollegen verbindet, ist ein gutes Fitnessniveau. Auch wenn der eine oder andere über die Bundweite 75 hinausgewachsen ist, sind die älteren Herren bemerkenswert agil.

Was ist das Geheimnis hinter der Leistungsfähigkeit der Freizeitsportler, von denen einige zusätzlich in anderen Gruppen des SV Fellbach aktiv sind? „Man darf sich nicht hängen lassen“, sagen gleich mehrere Männer aus der Gruppe. Sich auch als langjähriger Rentner tagtäglich Termine vornehmen, nicht schon am Nachmittag vor dem Fernseher dahindösen, sondern sowohl in körperlicher, als auch geistiger und sozialer Hinsicht aktiv bleiben, das sei wichtig.

Dazu haben sie sogar das Regelwerk für ihr Spiel modifiziert. Punkte kann eine Mannschaft nur nach exakt drei Ballberührungen erzielen. „Das hat den Vorteil, dass jeder ins Spiel kommt“, sagt Dietmar Leiß, der diesmal als Schiedsrichter an der Seitenlinie die Punkte aufaddiert und zugleich als Ansprechpartner für Interessenten fungiert. „Es ist nicht nur das Spiel“, sagt der 83-Jährige. Nach 90 Minuten Sport und anschließender Dusche folgt ein geselliger Ausklang in einem nahe gelegenen italienischen Restaurant. Besonders gelungene Spielzüge, lokale oder globale Ereignisse der Woche werden dann engagiert diskutiert.

Der Mittwochabend ist für die meisten Mitspieler ein Fixpunkt im Terminkalender. Roland Zimmermann beispielsweise war am Tag des Besuchs durch den FZ-Reporter schon bei einer Geburtstagsfeier, aber den Sport im Kreis der Freunde lässt er sich dennoch nicht entgehen. Sollten einmal weniger Sportler als sonst üblich da sein, dann absolvieren sie dennoch ihre üblichen vier bis fünf Sätze – auf einem verkleinerten Spielfeld.

Sogar bei geschlossener Halle in den Sommerferien fällt das Aktivprogramm nicht aus. Zwar geht es nicht aufs Beachvolleyballfeld, aber Radtouren, Boßeln oder Boulepartien stehen dann auf dem Programm. „Es findet sich immer einer, der das organisiert“, sagt Dietmar Leiß.

 Die Freizeitgruppe Volleyball Mixed IV des SV Fellbach trifft sich mittwochs von 20 bis 21.30 Uhr in der Turnhalle des Friedrich-Schiller-Gymnasiums. Ansprechpartner für Interessenten ist Dietmar Leiß, Telefon 01573/2625043.

Michael Käfer Fellbacher Zeitung

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