Nach einem Highschool-Jahr in den USA spielen die Zwillinge Lara und Anna Münzner nun für die Volleyballerinnen des SV Fellbach.
Für Alexander Vorsterman van Oijen war die gestellte Aufgabe im Sommer nicht besonders schwierig: Lediglich drei gemeinsame Trainingseinheiten benötigte der Trainer der Fellbacher Regionalliga-Volleyballerinnen, um die beiden Zugänge Lara und Anna Münzner hernach problemfrei voneinander unterscheiden zu können. Für andere war es in der Vergangenheit schon deutlich schwieriger gewesen, die eineiigen Zwillingen auseinanderzuhalten. „Wir haben Lehrer, die uns schon jahrelang unterrichten und uns immer noch gelegentlich verwechseln“, sagt Anna Münzner, der um eine Minute jüngere Zwilling mit einem Schmunzeln.
Seit rund drei Monaten stehen die beiden 18-Jährigen aus Stuttgart-Heumaden im Kader der Regionalliga-Volleyballerinnen des SV Fellbach. Anna Münzner mit 1,85 Metern ist Außenangreiferin, die einen Zentimeter größere Schwester Diagonalspielerin. „Wir sind noch dabei, uns an das Niveau der Liga zu gewöhnen und uns unsere Spielminuten zu erkämpfen. Uns fehlt noch die Spielsicherheit, aber das wird von Woche zu Woche besser“, sagt Lara Münzner.
Als Neunjährige waren die Zwölftklässlerinnen der Freien Evangelischen Schule in Stuttgart-Vaihingen einst beim TSV Birkach zum Hallenvolleyball gekommen. Später ging es dann mit bis zu vier Trainingseinheiten pro Woche an die Nachwuchsakademie des deutschen Meisters MTV Stuttgart, und sie schafften den Sprung in diverse Auswahlmannschaften. „Es war relativ schnell klar, dass wir mal keine Bundesliga- oder Nationalspielerinnen werden würden, aber wir haben in der Akademie eine sehr gute technische Grundausbildung bekommen, von der wir auch jetzt noch profitieren“, erzählt Anna Münzner.
Eine ganz neue Perspektive auf ihren Sport und auch allgemein auf das Leben haben die Schwestern im vergangenen Jahr erhalten, als sie während eines zehnmonatigen Aufenthalts an der High School in den USA das erste Mal überhaupt für einen längeren Zeitraum voneinander getrennt waren. Lara Münzner war in Battle Creek, einer Kleinstadt rund 150 Kilometer westlich von Detroit/Michigan an der Ostküste, ihre Schwester rund 2000 Kilometer entfernt im Großraum Denver in den Rocky Mountains im Bundesstaat Colorado. „Wir haben tatsächlich nur zweimal im Monat telefoniert, weil wir die Erfahrungen machen wollten, alleine in einem fremden Land zu leben. Diese wenigen Gespräche haben dann aber doch immer extrem lange gedauert“, sagt Anna Münzner. Wie ihre Schwester spielte sie an ihrer High School nicht nur Volleyball, sondern unternahm zusätzlich erste Schritte in den Schulmannschaften im Basketball und im Fußball, Lara Münzner versuchte sich in Michigan zudem in der Leichtathletik. „Wir können uns vorstellen, nach dem Abitur 2025 auch für das Studium wieder in die USA zu gehen. Ob dann an unterschiedlichen Universitäten oder an der gleichen Uni wird man sehen“, sagt Lara Münzner.
Fürs Erste bleibt die sportliche Heimat der Teenager, die in Emma noch eine drei Jahre jüngere Schwester haben, der SV Fellbach. „Wir fühlen uns im Team sehr wohl und können von den erfahrenen Spielerinnen extrem viel lernen“, sagt Anna Münzner, die glaubt, dass das Potenzial des Duos noch nicht ausgeschöpft ist. „Die dritte Liga traue ich uns irgendwann zu“, sagt sie.
Wenn beide demnächst den Führerschein in der Tasche haben, dann ist der Weg von Heumaden in die Gäuäckerhalle schneller zu bewältigen als das aktuell mit der Stadtbahn möglich ist. „Wir haben im Sommer auch in Vaihingen und in Ludwigsburg ein Probetraining absolviert, aber der SVF war die richtige Wahl“, sagt Anna Münzner.
Harald Landwehr Fellbacher Zeitung