Kian Heissenberger hat bei der VSG Kernen das Einmaleins des Volleyballsports gelernt. Mittlerweile schlägt der 15-Jährige nicht nur im
Oberliga-Team des SV Fellbach auf. Der Mittelblocker hat den Sprung in die U-18-Nationalmannschaft geschafft.

Talentierter Mittelblocker: Kian Heissenberger Foto: Günter Schmid
Anfang Juni hat der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) die Spielernamen für seinen so genannten „Nachwuchskader II männlich“ für die Saison 2025/2026 öffentlich gemacht. Insgesamt 24 Namen von Talenten der Geburtsjahrgänge 2008 und 2009 aus ganz Deutschland sind gelistet. Die Hälfte dieser Spieler nimmt im Idealfall in rund 14 Monaten bei der Europameisterschaftsendrunde der Altersklasse U18 teil – und soll dabei zumindest an den Medaillenrängen schnuppern.
Keine große Überraschung ist die Tatsache, dass auf der Liste zehn Nachwuchsvolleyballer zu finden sind, die in den drei Bundesleistungszentren in Friedrichshafen, Berlin und in Frankfurt/Main ihren sportlichen Feinschliff erhalten. Deutlich überraschender ist die Nominierung von Spielern kleinerer Vereine wie dem TV Eiche Horn Bremen, der TG Biberach oder auch der VSG Kernen. Bei eben letztgenannter Spielgemeinschaft in Rommelshausen ist schon seit rund acht Jahren die sportliche Heimat des in Weinstadt- Endersbacher wohnenden Kian Heissenberger, der im August seinen 16. Geburtstag feiert. Seit drei Jahren ist der Mittelblocker zudem Teil der württembergischen Auswahlmannschaften seines Jahrgangs.
Nun hat der Teenager nach Sichtungslehrgängen in Kienbaum (Brandenburg) und in Frankfurt am Main überraschend den Sprung ins Nationalteam geschafft. „Auf meiner Position gibt es Jungs, die in deutlich höheren Spielklassen unterwegs sind, aber ich glaube, ich habe trotzdem gut mitgehalten und überzeugt“, sagt der Zehntklässler des Fellbacher Kolping-Gymnasiums.
Heissenberger, der in der vergangenen Saison auch schon Teil der Oberliga-Männermannschaft des SV Fellbach war, fällt allein schon optisch auf: 2,02 Meter misst der Teenager aktuell, wenn er ausgewachsen ist, soll er 2,08 bis 2,10 Meter groß sein. Das sagen jedenfalls die Ärzte. „Beim Kauf von Schuhen und von Kleidung ist meine Größe nicht gerade ideal, aber in meiner Sportart hilft sie mir natürlich weiter“, sagt der Gymnasiast, dessen Mutter Janina unter ihrem Geburtsnamen Munder einst mit den Volleyballerinnen des TSV Schmiden unter der Anleitung des Trainers Gerhard Hanke in der Zweiten Bundesliga gespielt hat.
Dass Kian Heissenberger den Sprung in den Nationalkader geschafft hat, ist auch ein kleines medizinisches Wunder. Denn schließlich musste er in den vergangenen eineinhalb Jahren aufgrund massiver Probleme mit der rechten Schulter (Sehnenriss) immer wieder mit dem Training pausieren und konnte auch nur einen Bruchteil der Spiele am Wochenende bestreiten: „Es gab Tage, da konnte ich vor lauter Schmerzen kaum aufstehen“, sagt der 15-Jährige, der die Schwierigkeiten zuletzt mit Physiotherapie und Massagen gut in den Griff bekommen hat. Somit sei auch keine Operation notwendig geworden.
In den kommenden Monaten will der Mittelblocker zunächst bei der zweiten Männermannschaft des SV Fellbach in der Verbandsliga ans Netz gehen. Eventuell gibt es auch im Herbst noch zusätzliche Einsätze in der U18 des Erstligisten aus Ludwigsburg, um Spielpraxis für die Lehrgänge und die EM-Qualifikation mit dem Nationalteam zu sammeln, die im Winter anstehen. In einem Jahr wird Kian Heissenberger dann vermutlich von Endersbach an den Bodensee ziehen. Der Grund: im Friedrichshafener Internat und im Zweitligateam der dortigen „Volley Young Stars“ kann seine sportliche Zukunft noch besser gefördert werden als in der Region Stuttgart. „Mein Ziel ist es schon, irgendwann auf höchst möglicher Ebene Volleyball zu spielen und damit mein Geld zu verdienen“, sagt Kian Heissenberger. Schon jetzt beobachtet er die italienische, die polnische und die türkische Liga, die sportlich besten Profiligen mit den höchsten Gehältern in Europa, ganz genau.
Bevor die neue Saison unter dem Hallendach jedoch startet und der U-18-Bundestrainer Dominic von Känel zu den ersten Lehrgängen bittet, wird Kian Heissenberger in den Sommerferien mit seinen Eltern noch Urlaub in Italien machen – ganz ohne Volleyball. „Ich muss ein bisschen durchschnaufen. Im nächsten halben Jahr werde ich mindestens vier Trainingseinheiten pro Woche und dazu noch Spiele und Lehrgänge an den Wochenenden absolvieren – sofern meine Schulter mitspielt“, sagt der Talentierte.
Harald Landwehr Fellbacher Zeitung